Spenden und Helfen

Abschied nach mehr als 25 Jahren als AMSEL-Vorsitzender

Peter Koch gibt sein Amt bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes der DMSG in Baden-Württemberg in andere Hände.

Am Samstag, 13. Juli, geht der langjährige Steuermann der Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V., kurz: AMSEL, von Bord. Peter Koch aus Sinzheim, der seit mehr als 25 Jahren an der Spitze des Verbandes steht, gibt sein Amt bei der Mitgliederversammlung in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen in andere Hände. "Fast 30 Jahre Ehrenamt sind genug", sagt der scheidende AMSEL-Vorsitzende, der seit 1984 dem Vorstand angehört.

Koch, der selbst seit vielen Jahren an Multiple Sklerose (MS) leidet, scheidet aber nicht aus Amtsmüdigkeit aus. Gesundheitliche Gründe zwingen den 59-Jährigen dazu, das Amt aufzugeben. "Ich werde aber auch weiterhin für die Belange der MS-Kranken kämpfen", sagt Peter Koch mit Nachdruck. Denn auch in Zukunft will er seine Hände nicht einfach nur in den Schoß legen. Etwas ruhiger, daraus macht er keinen Hehl, darf sein Leben aber durchaus werden. Vor allem etwas mehr Zeit für seine Hobbys wünscht er sich. Denn auch wenn er "nur" die ehrenamtliche Spitze der AMSEL bildete: Koch hat sich mit aller Kraft für die MS-Erkrankten engagiert. Dies aber nicht nur auf Landesebene. Auch im Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) hat Peter Koch mit seiner engagierten Arbeit in all den Jahren viel bewegt. Viele Impulse gingen von der im Südwesten beheimateten AMSEL aus, insbesondere die Einbindung junger an MS erkrankter Menschen in die Verbandsarbeit hat er in den knapp drei Jahrzehnten seines Wirkens vorangetrieben. Ebenso den landesweiten Auf- und Ausbau von Kontaktgruppen für Betroffene.

"Es war von Anfang an meine Vision, dass wir ein flächendeckendes System von Kontaktstellen in Baden-Württemberg aufbauen", blickt Peter Koch auf die Anfänge seines AMSEL-Engagements 1981 in einer Kontaktgruppe zurück. Diese gab ihm nach der Diagnose Multiple Sklerose Halt und machte ihm Mut, das Leben trotz der Erkrankung mit großer Lebensfreude weiterzuleben. Dass heute in Baden-Württemberg ein erfolgreich aufgebautes engmaschiges Netz von Kontaktgruppen zu finden ist, erfüllt ihn mit Stolz. Nicht aber ihm sei der Erfolg der guten Arbeit zuzuschreiben, sagt der scheidende AMSEL-Vorsitzende. Vielmehr sei das Erreichte nur möglich gewesen in einem guten Team. In diesem habe die Schirmherrin Ursula Späth ebenso positiv gewirkt wie der AMSEL-Geschäftsführer Adam Michel. "Ohne ihn hätte ich meine Arbeit als Vorsitzender weder so gut, noch so lange machen können. Und ohne Ursula Späth wäre die AMSEL heute nicht das, was sie ist", sagt Peter Koch, der in Sinzheim bei Baden-Baden lebt, während die AMSEL-Geschäftsstelle ihren Sitz in der Landeshauptstadt Stuttgart hat.

Peter Koch war und ist ein Kämpfer für die Verbesserung der Situation von kranken und behinderten Menschen. Umso mehr ärgert es ihn, dass heute in keinem Wahlprogramm der großen demokratischen Parteien das Thema Behinderung eine große Rolle spielt – einmal abgesehen vom Thema Inklusion. "Es geht um Frauenquoten, Migrantenquoten aber von Behinderten wird da nirgends gesprochen", sagt Koch, der nicht verstehen kann, dass die Kranken und Behinderten keine wirklich große Lobby haben, "obwohl sie einfach nur ganz normal am Leben teilnehmen wollen, und nicht immer nur Forderungen stellen", bringt er es auf den Punkt. "Wichtig ist, dass kranke und behinderte Menschen mit ihren Belangen, Sorgen und Nöten ernst genommen werden", sagt Koch. Und er fordert von der Gesellschaft nicht viel mehr, als ehrliche Akzeptanz. Dass die auch bei vielen aktuellen Projekten nicht gegeben ist, macht er anhand des Beispiels Stuttgart 21 deutlich: Bei der Verlegung der Bahnsteige während des Bahnhofsumbaus habe niemand an Rollstuhlfahrer und andere Behinderte gedacht. "Manchmal hat man gar das Gefühl, man will diese Leute nicht haben", so Koch zu der von ihm empfundenen Ausgrenzung.

Koch ist aber kein Bruddler in bester Schwabenmanier, sondern vielmehr ein Macher. Und so freut es ihn, dass sein Einsatz an der Spitze der AMSEL in den vergangenen knapp 30 Jahren auch viele positive Veränderungen für die an MS erkrankten Menschen gebracht hat. Medizinisch habe es große Fortschritte gegeben, die intensive Auseinandersetzung mit den Kostenträgern habe dazu geführt, dass mehr Behandlungskosten übernommen werden und auch um mehr Öffentlichkeit hat sich Peter Koch stets bemüht. Letzteres aus gutem Grund, wie er sagt: "Etwa 80 Prozent der an MS Erkrankten sieht man ihre Krankheit auf den ersten Blick gar nicht an", auch gebe es zu wenig Wissen in der Bevölkerung darüber, wie sich MS auf das Leben der Erkrankten und ihr Umfeld auswirkt.

Koch ist froh, dass sein seitheriger Stellvertreter Prof. Dr. med. Horst Wiethölter bereit ist, den Vorsitz zu übernehmen. Er stellt sich am Samstag den Mitgliedern zur Wahl. "Einen besseren Nachfolger könnte die AMSEL nicht bekommen", ist Peter Koch überzeugt, der selbst vor 26 Jahren an die Spitze des Verbandes gekommen ist, "wie die Jungfrau zum Kind". Er sei aufgefordert worden zu kandidieren, Chancen aber hatte er sich keine ausgerechnet. Es kam aber anders als gedacht. Und weil ihm die Arbeit stets viel Freude gemacht hat, war Koch über ein Vierteljahrhundert hinweg gerne bereit, an der Spitze zu bleiben. Bereut hat er es nie, sich ehrenamtlich engagiert zu haben. Im Gegenteil. "ich habe dadurch auch sehr viele positive Erfahrungen gesammelt", sagt er zufrieden. Und sollte sein Rat in Zukunft gefragt sein, wird Koch, der auch der dienstälteste Vorsitzende eines Landesverbandes innerhalb der DMSG ist, der AMSEL auch weiterhin hilfreich zur Seite stehen.

Quelle: AMSEL-Pressemeldung vom 12.07.13

Redaktion: AMSEL e.V., 12.07.2013